Costa Rica

Nosara (1) und die Baby-Turtles

Ein Langzeitreisender hat mal gesagt: wenn ich den Tag nicht mehr weiss, bin ich schon länger unterwegs, wenn ich die Jahreszeit nicht mehr weiss, bin ich am Reisen… Die Jahreszeit ist uns wohl bewusst (wir schätzen jeden Tag die Wärme hier und vermissten bisher noch keinen Tag den Winter), von Wochentagen haben wir aber längst keine Ahnung mehr… dafür kriegt man hier aber auch kein Gespür! Werktage gibt es hier nicht, die Läden haben an jedem Tag die gleichen Öffnungszeiten, Noë macht ihr Homeschooling an jedem „Nicht-Reise-Morgen“ und ich muss mir ein mal wöchentlich den Timer stellen für das Studio-Admin und um die Mails zu beantworten… Wichtiger für uns ist zu wissen, wann Ebbe und Flut ist (zum Surfen) und wann es dunkel wird… wir leben nach dem Sonnenstand, bzw. von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

In Nosara haben wir uns erstmals zu Hause gefühlt. Das kleine hippe Dörfchen hat trotz den staubigen Schotterstrassen irgendwie Charme… das Dorf ist geprägt vom Surfen und healthy lifestyle wie Yoga etc. Nirgends eine Hektik, alle sind gut gelaunt und freundlich und man kennt sich hier im kleinen Beachnest wie in einem Weiler irgendwo im Emmental. Ein bisschen wie die Welt in slow motion…

Besonders cool fanden die Girls das Fahren mit den Tuktutks. Unser Auto stand während der Zeit in Nosara mehr oder weniger still, für die kurzen Distanzen innerhalb vom „Dorf“ nutzten wir die Tuktuks. Wir quetschten uns zu fünft auf die Rückbank (machmal noch mit einem Einkauf zwischen den Füssen) und tuckerten von A nach B.

Wir hatten zuerst für 7 Tage ein hippes Hostel (wieder ein Selina-Hotel wie schon in La Fortuna) mit einem mega schönen Pool. Das Selina-Hostel war etwa 20 Fussminuten vom Strand entfernt und wie ein kleines Dörfli aus Bambushüttchen um den Pool aufgebaut. Unser Bungalow war ein doppelstöckiges Häuschen mit Küche direkt am Pool. Die Kids übten da fleissig tauchen und schwimmen… Ich machte hier im Selina jeden Morgen um 7 Uhr Yoga, was für mich hier wie eine Weiterbildung ist und viele Inputs für meine Stunden zu Hause gibt. Dann assen wir Frühstück, machten Homeschooling, dann war Pooltime und Mitte Nachmittag gings bis zum Sunset an den Strand zum Surfen.

Mit im Hostel lebt Coco, das Hausschwein. Sie ist sehr zahm aber trotzdem ein Schwein eben. Manchmal etwas ärgerlich, wenn sie während dem Zmorgen grad unter dem Tisch durch will 😉

Ein besonderes Ereignis und mit ein Grund, weshalb wir hier her kamen, war das Turtel-Refugio Ostional. Einer der wenigen Strände, wo die Schildkröten (inkl. der Lederschildkröte) zum Nisten kommen (hier «Arribada» genannt) und man die Kleinen beim Schlüpfen und ihren ersten gefährlichen Schritten zum Meer beobachten kann. Die Morgenstimmung an diesem entfernten Strand war so schön, dass wir mehrmals diesen Sunrise-walk machten.  Um 4.45 Uhr sind wir losgegangen (und haben bei 25° erstmals seit dem Flugzeug wieder einen Pulli angezogen, zumindest für eine Stunde, bis die Sonne aufging…) und haben mit einem Guide einen Spaziergang zum Nistplatz gemacht, quer durch die vielen gruseligen Geier. Ein Guide ist hier obligatorisch, da einige Schildkrötenarten geschützt sind. Während der Nistzeit und der Arribada hat es vom Nationalpark Wächter, die jede Nacht bis zum Morgen für den Schutz der Tiere sorgen. Dort wo die Babys schlüpfen, verjagen sie die gierigen Geier, die auf Turtle-Futter hoffen…  Noch vor Sonnenaufgang waren wir beim Nistplatz, fast ganz alleine, es war ein magischer Moment für uns alle, zu sehen wie die Kleinen sich aus dem Sand buddeln und dann zuerst nur langsam und dann immer schneller zum Wasser watscheln. Ca. eine Stunde brauchen sie im Durchschnitt. Man möchte Ihnen am liebsten helfen, aber unser Guide erzählte, dass dieser Weg eben sehr wichtig sei. Die Schildkröten prägen sich alles ein, auf ihrem Weg zum Wasser, weshalb man hier höchstens schauen kann, dass keine Vögel und Krebse sie schnappen. Etwa die Hälfte schafft es lebend aus den Eiern und ca. 3% schafft es bis ins Erwachsenenalter. Mit 10 – 15 Jahren kommen sie das erste Mal wieder an ihren Geburtsort zurück (die Männchen bleiben ihr Leben lang im Wasser) und legen 80-120 Eier in ein Loch, das sie buddeln. Vier Mal jährlich legen sie Eier, dann machen sie ca. zwei Jahre Pause und das bis ins Alter von 40 Jahren. Danach sind sie «in Rente», leben aber oft bis über 100 Jahre. Der Strand mit dem Nistplatz ist recht schmal, direkt dahinter ist ein Teich mit Krokodilen und als wir ankamen, sahen wir grad frische Spuren vom Meer zum Teich (ca. eine Stunde alt, meinte unser Guide). Deshalb durften wir auch nicht zu nahe an den Teich gehen und auch beim Laufen über den Strand musste man sehr gut aufpassen, dass man nicht auf eine der vielen watschelnden Schildkröten stand!

Für die gefährdeten Arten gibt es hier Meeresbiologen, welche die Eier einsammeln und geschützt aufbewahren. Wenn die Kleinen nach ca. 30-40 Tagen schlüpfen, dann werden sie gewogen und frei gelassen natürlich unter Aufsicht, bis sie das Meer erreichen… Zwei Lederschildkröten sind grad frisch geschlüpft, als wir am Morgen hier waren! Die werden bis 2m gross und haben schon als Babys ein sehr schönes Muster auf ihrem Panzer. 

Nach diesem unvergesslichen Morgen heisst es zurück ins Selina und packen. Zum Glück müssen wir noch nicht Abschied nehmen von Nosara, aber wir wechseln (wie schon lange geplant) für die nächsten 10 Tage vom Hotel in ein kleines charmantes Häuschen, zwar ohne Pool, aber dafür nur 5′ zu Fuss bis an den Beach…

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